Pro Barhuf

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Klebebeschläge mit Laschen

Anleitung und Erfahrungsbericht für die Anbringung von Klebebeschlägen mit Laschen

Kunststoffbeschläge, die mit Hilfe von Klebekrägen angebracht werden, sind ein hevorragender temporärer Hufschutz, z.B. Wander- und Distanzritte. Die wichtigsten Vorteile sind:

  • Flexibilität: Form und Marke des Kunststoffbeschlags können frei gewählt werden. Auch Shettys und Kaltblüter können beklebt werden.
  • Kosten: Im Vergleich zu anderen Klebesystemen sind Kunststoffbeschläge mit Klebekrägen günstig
  • Material und Werkzeug: Es wird lediglich ein Heißluftfön benötigt, kein weiteres spezielles Werkzeug
  • Wiederverwendbarkeit: Mit dem gleichen Kragen können die Beschläge 2-3x geklebt werden. Der Kragen kann problemlos erneuert werden und die Beschläge anschließend noch mehrmals aufgeklebt werden.

Voraussetzungen und Einsatzbereich

Geklebte Kunststoffbeschläge eignen sich insbesondere als Abriebsschutz, wenn längere oder schnelle Ritte geplant werden. Ideal sind sie beispielsweise für einen Wanderritt. Wird das Pferd für den Wanderritt beklebt, muss sich der  Reiter beispielsweise keine Sorgen um Scheuerstellen durch Hufschuhe machen und spart beim Vorsorgen des Pferdes Zeit und Mühe. Auch kann so ein Pferd mit Hufschutz versorgt werden, das im Alltag nie Hufschuhe benötigt.

Nur gesunde und stabile Barhufe sollten beklebt werden. An diesen Hufen halten geklebte Beschläge genauso gut wie genagelte. Negative Erfahrungen mit geklebten Beschlägen werden gemacht, wenn beim Kleben schlampig gearbeitet wird oder aber, wenn versucht wird, schlechte Hufe zu bekleben, wenn man nicht mehr nageln kann

Die geklebten Beschläge können direkt vor dem Ritt angebracht werden und direkt danach wieder entfernt werden. Längere Gewöhnungsphasen sind nicht notwendig - Hufschuhe zieht man ja schließlich auch nur zum Ritt an. Grundsätzlich halten ordentlich verarbeitete Klebebeschläge etwa 6 Wochen am Huf. Bleiben die Beschläge allerdings so lange am Huf, hat man wieder alle Nachteile eines permanenten Beschlags. Ich empfehle, die Beschläge maximal 14 Tage am Huf zu lassen.

Benötigtes Material und Umgebungsbedingungen

Arbeitsplatz:

Zum Kleben benötigt man einen ebenen, sauber gefegten, befestigten Boden und einen Helfer. Alleine zu kleben ist mühsam bis unmöglich, je nach Pferd.

Kunststoffbeschläge:

Alle Kunststoffbeschläge aus thermoplastischen Kunststoff können verwendet werden. Dies sind z.B.

  • Hippoblue
  • Cera
  • Marathons
  • Hippoplast
  • Trotters clear (Achtung: Schwarze Trotters eignen sich nicht!)

Duplos lassen sich ebenfalls kleben. Aufgrund der Metalleinlage, die zum Kleben absolut überflüssig ist, sind diese Beschläge jedoch wesentlich schwerer und daher schlechter geeignet als reine Kunststoffbeschläge. Falls man Duplos verwendet, sollten die Noppen abgeschliffen werden.

Klebekrägen:

Es gibt zwei Hersteller von Klebekrägen, TheHappyHorse und H.Frank(Duplos). Jene von TheHappyHorse sind blau und vorgeformt. Sie werden in normaler Größe und als kleine Version für Shettys angeboten. Jene von H.Frank sind durchsichtig, nicht vorgeformt und etwas weicher. Letztere sind deutlich günstiger. Beide Krägen sind meiner Erfahrung nach sehr gut geeignet.

Heißluftfön:

Es wird ein Heißluftfön, der mind. 600°C erreicht sowie ein Reduzierstück auf 9 mm benötigt.

Kleber:

Es wird mit 1-Komponenten-Sekundenkleber gearbeitet. Es eignet sich der Kleber von TheHappyHorse, flexibler Sekundenkleber von Conrad Electronik und Loctite 401. Der Kleber wird am besten im Kühlschrank gelagert.

Vorbereitungen

Die Hufe des Pferdes werden zunächst normal am Barhuf bearbeitet. Die Wände können ruhig berundet werden. Anschließend wird der Beschlag an den Huf angepasst. Hierzu entfernt man zunächst möglicherweise vorhandene Aufzüge am Beschlag. Anschließend markiert man die Mitte des Beschlags und des Hufes im Zehenbereich mit einem Edding. Anschließend richtet man den Beschlag am Huf korrekt aus, hält ihn fest und zeichnet außen entlang der Hufwand eine Linie auf den Beschlag. So markiert man, welche Stellen des Beschlags entfernt werden müssen, um den Beschlag an den Huf anzupassen. Ein kleiner Überstand des Beschlages an den Trachten und hinter der weitesten Stelle kann vorgesehen werden. Anders als beim permanenten Beschlag jedoch wird der Huf unter dem nur kurzfristig angebrachten Klebebeschlag kaum wachsen. Wenn ein Pferd sehr eng läuft oder stark untertritt, kann der Beschlag daher auch hinter der weitesten Stelle passgenau gearbeitet werden. Jeder Beschlag wird beschriftet, für welchen Huf er angepasst wurde. Anschließend werden die Beschläge bearbeitet. Am schnellsten geht die Arbeit mit einem Bandschleifer. Steht ein solcher nicht zur Verfügung, verwendet man die Hufschneidezange und/oder die Hufraspel. Bei der anschließenden Kontrolle am Pferd ist auf ein exaktes Passen der Beschläge zum Huf zu achten. Zu große Toleranzen an dieser Stelle erschweren das spätere Kleben stark und vermindern den Halt. Die zum Pferd zeigende Seite des Beschlages wird mit Hilfe des Schleifpapiers aufgerauht. Als nächstes werden die Klebekrägen an die Beschläge geschweißt. Eine gute Videoanleitung ist auf http://www.hippotech.de/THH/GOS_Anleitung_D.html zu finden. (Der Klebeprozess ist im Video nicht ideal erklärt!!)

Im Unterschied zum Video ist es i.A. ausreichend, 6 (bei großen Hufen 8) Laschen pro Beschlag anzubringen, genau dort, wo üblicherweise genagelt wird: 3(4) auf jeder Seite von der weitesten Stelle  des Hufes beginnend Richtung Zehe.

Vorbereitungen am Pferd

Die Pferdehufe werden sorgfältig gereinigt und falls nötig abgetrocknet. Es ist nicht nötig (und eher kontraproduktiv), die Hufe mit einem Heißluftfön zu trocknen.

Nun wird der Arbeitsplatz nocheinmal gefegt und alle benötigten Teile bereit gelegt:

  • fertig vorbereitete Beschläge
  • Kleber
  • Handschuhe
  • Schleifpapier
  • Aceton
  • Küchenrolle

Die Hufwände werden nun im Bereich wo später die Laschen liegen von außen mit Hilfe des Schleifpapiers aufgeraut. Anschließend zieht man Handschuhe an. Nun gibt man etwas Aceton auf ein Küchenpapier und reinigt damit die Hufwände sorgfältig. Der Vorgang wird mit einem neuen Küchentuch solange wiederholt, bis sich kein sichtbarer Dreck mehr vom  Huf löst. Ab jetzt werden die Hufe nur noch mit Handschuhen berührt!Dieser Reinigungsschritt ist von entscheidender Wichtigkeit für den späteren Halt der Klebung: Der Kleber bindet nämlich am erstbesten, mit dem er in Kontakt kommt. Ist dies eine Schicht Dreck, Krümel vom Schleifen oder Fett, löst sich die Klebung frühzeitig vom Huf. Daher: Hier keinesfalls schlampig arbeiten oder gar diesen Schritt völlig überspringen! Auch sollte man sofort nach dem Entfetten kleben. Wir zulange gewartet, bildet sich wieder eine Schicht auf der Oberfläche, die den Halt des Klebers stark reduziert.

Der Klebevorgang

Nun wird der vorbereitete Beschlag auf den Huf aufgesteckt, die Ausrichtung überprüft (Markierungen mit Edding helfen bei der Kontrolle, dass der Beschlag nicht verdreht aufgebracht wird) und nun der Huf abgesetzt. In diesem Schritt ist etwas Geschick erforderlich. Je rauer die zum Pferd zeigende Seite des Beschlages ist, desto einfacher ist es, sicherzustellen, dass der Beschlag nicht verruscht. Nun nimmt der Helfer das gegenüberliegende Bein auf. Die Ausrichtung des Beschlages wird ein letztes Mal überprüft.Nun kann geklebt werden: Eine kleine Menge Kleber wird auf die Innenseite einer Lasche gestrichen. Nun wird die Lasche von unten nach oben an den Huf gedrückt, so dass sich der Kleber gleichmäßig verteilt. Anschließend übt man vollflächig so stark wie möglich Druck auf die Lasche aus, bis der Kleber abgebunden hat. Die Kleber härten durch Zeit und Ausübung von Druck. Die gesamte Kontaktfläche von Hufwand und Lasche muss nun gleichmäßig dunkel und einheitlich aussehen. In hellen Bereichen hat die Klebung nicht funktioniert! Anschließend wiederholt man den Vorgang für eine Lasche an der anderen Seite des Hufes. Mit zwei geklebten Laschen sitzt der Beschlag schon fest- es ist fast geschafft. Nun werden noch die restlichen Laschen in der gleichen Weise geklebt. Zum Schluss werden die Ränder der Laschen noch durch Entlangfahren mit der Kleberflasche versiegelt.Fertig! Die Klebung ist sofort belastbar, nach etwa einer Stunde wird die endgültige Festigkeit erreicht.

Beschläge nach 7 Tagen und 200 km Wanderritt:



Deutlich zu erkennen ist die immer noch homogen dunkle Klebefläche. Die Beschläge sitzen absolut sicher am Huf.

Unterwegs mit Klebebeschlag

Ist man mit Klebebeschlägen auf Wanderritt, reicht ein sehr minimalistisches Set als Notbeschlagswerkzeug: Handschuhe, Küchenpapier, eine kleine Menge Aceton, Schleifpapier, Messer und Kleber. Gewicht und Packmaß sind minimal, trotzdem können unterwegs auftretende Pannen repariert werden.Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich ein Klebebeschlag plötzlich löst. Vielmehr löst sich die Klebung bei Fehlern in der Verarbeitung langsam. Hierbei wachsen helle Bereiche unter den Laschen, wo die Klebung sich gelöst hat. Abhilfe für Pannen unterwegs:Sich lösende Laschen: Wenn sich eine einzelne Lasche beginnt zu lösen, wird diese mit dem Messer gelöst, aufgeraut, mit Aceton gereinigt und anschließend neu geklebt. Sich lösende Verschweißung: Eine sich lösende Verschweißung kann mit Kleber repariert werden: Man raut beide Seiten mit Schleifpapier an, reinigt mit Aceton und verklebt diese Stellen.